Störungsbilder

Hier finden Sie weitergehende Informationen zu den einzelnen Störungsbildern.

Aphasie

Aphasie ist ein Begriff aus dem Griechischen und bedeutet Verlust der Sprache.

Sprechen zu können, ermöglicht uns mehr als nur Informationsaustausch. Diese Fähigkeit bedeutet Teilhabe am sozialen Leben. Der teilweise oder gar komplette Verlust der Sprachfähigkeit, ausgelöst etwa durch einen Schlaganfall, stellt einen starken Einschnitt in Leben der Betroffenen und auch der Angehörigen dar.
Hierbei kann es zu ganz unterschiedlichen Ausprägungsformen kommen: es kann sein, dass der Patient sich nicht mehr oder nur noch eingeschränkt sprachlich mitteilen kann, dass sein Sprachverstehen oder sein Schreiben und Lesen gestört sind.

Die logopädische Therapie zielt darauf ab, die Kommunikationsfähigkeit des Patienten soweit wie möglich wiederherzustellen und Betroffene und ihre Angehörigen zum Umgang mit dieser Störung zu beraten.
Abhängig von Ausmaß und Art der Schädigung des Gehirns, dem Alter und der Motivation des Patienten, kann dies, unter Verwendung der verschiedensten Methoden gelingen.

Auditive Verarbeitungsstörungen

Auditive Verarbeitungsstörungen (AVS) sind Störungen der Weiterleitung und Verarbeitung von Hörreizen bei intaktem „peripherem“ Hörvermögen.
Das heißt, diese Kinder sind im Hörtest unauffällig, weil das Gehör normal funktioniert. Sie haben aber zum Beispiel Probleme, wenn viele Umgebungsgeräusche ablenken, weil sie diese Störgeräusche nicht ausreichend ausblenden können.

Eine weitere Auffälligkeit kann sein, dass das Erkennen von Sprachlauten nicht korrekt gelingt. So ist es beispielsweise möglich, dass die ähnlich klingenden Buchstaben b/p, m/n oder g/k nicht gut unterschieden werden können.
Eltern könnten auch beobachten, dass ihr Kind nicht gut erkennt, aus welcher Richtung es gerufen wird. In diesem Fall ist das Richtungshören eingeschränkt.
Auch kann die auditive Merkfähigkeit reduziert sein, was z. B. dazu führt, dass sich das Kind den Inhalt von längeren Sätzen nicht gut merkt.
Das diese beschriebenen Symptome Probleme in der Konzentration, beim Lesen und Schreiben und allgemein im schulischen Lernen bereiten können, liegt auf der Hand.

Unser Therapiekonzept sieht vor, im Zusammenwirken mit den Eltern, der Schule und ggf. dem mobilen Dienst der Landesschulbehörde Maßnahmen anzuregen und umzusetzen, die die Folgen dieser Verarbeitungsstörung abmildern. Weiterhin hilft in vielen Fällen ein auditives Training in den betroffenen Bereichen.
Voraussetzung ist eine ausführliche Diagnostik, z. B. durch einen Facharzt für Phoniatrie und Pädaudiologie.

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Dysarthrie

Verschiedene neurologische Erkrankungen können zu einer Beeinträchtigung der Aussprache, der Stimme, der Sprechmelodie und/oder der Sprechatmung führen.

Häufig ist die Verständlichkeit des Betroffenen stark beeinträchtigt. Eine solche Störung der Sprechmotorik wird als Dysarthrie (auch: Dysarthrophonie) bezeichnet.
Durch eine logopädische Behandlung soll die Verständlichkeit wieder verbessert werden.

In Fällen, in denen aufgrund eines Fortschreitens der zugrunde liegenden Erkrankung eine dauerhafte Verbesserung nicht möglich ist, werden Kompensationsstrategien erarbeitet.

Dysphagie

Eine Dysphagie beschreibt eine Schluckstörung, während oder nach Ablauf des Schluckaktes. Häufig zeigen die betroffenen Patienten einen Hustenstoß oder ein Räuspern unmittelbar nach dem Schlucken. Dies ist eine Reaktion darauf, dass die aufgenommene Nahrung oder das Getränk in die Luftröhre gelangt ist und nicht über den korrekten Weg in die Speiseröhre.

Die Ursachen für eine Dysphagie können neurologische Erkrankungen (u. a. Schlaganfall, Morbus Parkinson, Multiple Sklerose, Demenz), Erkrankungen im Bereich der Mundhöhle, des Rachens, der Speiseröhre und des Mageneingangs (u. a. als Folge von Tumoren, Operationen, Unfällen), sowie psychische Störungen sein. Dabei sind die beteiligten Strukturen in ihrer Funktion bzw. deren Zusammenwirken beeinträchtigt.

In der logopädischen Therapie werden neben der Verbesserung der Wahrnehmung und Motorik sicherere Schlucktechniken erarbeitet, um die Gefahren (z. B. extremer Gewichtsverlust, Lungenentzündung durch Nahrungsreste) und den oft großen Leidensdruck zu verringern und die Lebensqualität zu erhöhen. Hierbei ist es uns wichtig, die Angehörigen oder das Pflegepersonal einzubeziehen, um einen Übertrag des erlernten Schluckvorgangs in den Alltag zu gewährleisten.

Fazialisparese (Gesichtslähmung)

Eine Fazialisparese kann als Folge einer Schädigung des Gesichtsnerven durch gestörte Blutversorgung, Druck auf den Nerven, Entzündungen, Gesichtsverletzungen und Hirntumoren auftreten oder auch im Zusammenhang mit anderen Symptomen aufgrund einer Störung innerhalb des Gehirns wie z. B. bei einem Schlaganfall.

Zum typischen Erscheinungsbild gehören ein herunterhängender Mundwinkel, fehlender oder unvollständiger Lidschluss und Probleme bei der Aussprache durch die Beeinträchtigung der Wangen- und Lippenmuskulatur.
Eine hochfrequente Therapie, am besten mehrmals in der Woche, ist besonders am Anfang zu empfehlen. Die Stimulations- und Bewegungsübungen für die Gesichtsmuskulatur werden unter therapeutischer Anleitung erarbeitet und sollten unbedingt regelmäßig mehrmals täglich auch zu Hause durchgeführt werden.

Hörstörungen (periphere Hörstörungen)

Erkrankung des äußeren, des Mittel- und/oder des Innenohrs können eine Schwerhörigkeit oder Gehörlosigkeit verursachen. Mögliche Ursachen sind häufige Mittelohrentzündungen, Verletzungen/Vernarbungen des Trommelfells, aber auch angeborene Innenohrschwerhörigkeiten. Abhängig von der Art und vom Schweregrad der Beeinträchtigung kann eine Hörgeräteversorgung oder eine das Hören verbessernde Operation nötig sein.

Wenn das Gehör beeinträchtigt ist, kann sich Sprache nicht störungsfrei entwickeln. In der Behandlung erfolgt neben intensivem Hörtraining auch eine Unterstützung beim Lautsprach- und Grammatikerwerb.

Je früher eine Hörbeeinträchtigung erkannt und ausgeglichen wird, desto positiver verläuft die gesamte weitere Entwicklung.

Laryngektomie

Bei ausgedehnten Tumorerkrankungen kann es nötig sein, den Kehlkopf operativ zu entfernen. Für den betroffenen Patienten und seine Angehörigen bedeutet dies, neben der körperlichen und psychischen Belastung durch die Krebserkrankung, dass es zu weiteren großen Veränderungen kommt. Mit dem Verlust des Kehlkopfes geht auch die Stimme verloren.

In der Therapie wird mit dem Patienten zusammen entschieden, welche Ersatzstimme (Ructusstimme, Shuntventil, Elektrolarynx) für ihn möglich und sinnvoll ist. Diese wird in einer möglichst häufig pro Woche stattfindenden Behandlung trainiert. Beratung der Betroffenen und ihrer Angehörigen ist ein weiterer, sehr wichtiger Bereich. Und besonders am Anfang ist der Logopäde häufig auch ein wichtiger Kommunikationspartner, da er die Ersatzstimmen leichter versteht, weil er mit dem Klang vertraut ist.

Für das Erlernen der Ersatzstimme ist meistens eine längere Therapie nötig, doch die hohe Eigenmotivation der Betroffenen wieder sprechen zu wollen, treibt sie an und lässt sie auch Hürden überwinden, von denen sie selbst nicht glauben konnten, dass sie es schaffen. Denn das Ziel ist, wieder eigenständig alle Belange ohne zu große stimmliche Beeinträchtigung zu regeln, sowie am Leben und an der Kommunikation teilhaben zu können.

Late Talker

Late Talker sind Kinder, die mit 24 Monaten noch nicht über einen aktiven, d. h. selbst verwendeten, Wortschatz von mindestens 50 Wörtern verfügen oder / und noch keine Wortkombinationen verwenden (z. B. „da Hund“). Erst wenn Kinder einen aktiven Wortschatz von 50 – 100 Wörtern haben, können sie erste grammatische Strukturen zeigen und sich so auch im Bereich Grammatik weiter entwickeln. Die dafür gezählten Wörter brauchen noch nicht korrekt ausgesprochen zu werden, müssen aber immer das Gleiche bezeichnen. Häufig ist das Sprachverständnis bei diesen Kindern im Verhältnis zur aktiven Sprache relativ gut.
Die Behandlung erfolgt meist über freies Spielen in einem bestimmten Wortfeld, Imitationsspiele, Fingerspiele, Rituale und das Herbeiführen von Situationen, die sich regelmäßig wiederholen.

Gleichzeitig werden die Bezugspersonen beraten, wie sie im Alltag sprachfördernde Situationen schaffen können, um das Kind beim Sprechen zu ermutigen.
In der Therapie geht es nicht darum, einzelne Wörter zu üben, die das Kind „auswendig“ lernt, sondern das Kind so in seiner Entwicklung zu fördern, dass es selbst die Notwendigkeit zu sprechen erkennt. Ziel der Therapie ist es also, den Kindern zu vermitteln, dass das aktive Verwenden von Sprache wichtig ist, Spaß macht und man damit ein bestimmtes Ziel erreichen kann!

Lese- und Rechtschreibstörungen

Wenn Ihr Kind nur langsam und mit großer Mühe lesen lernt, es beim Schreiben Buchstaben auslässt oder vertauscht und auch intensives Üben zu keiner Besserung führt, könnte eine Lese-Rechtschreibschwäche (Legasthenie) die Ursache sein.

Legasthenie ist eine neurobiologische Störung, die nichts mit fehlender Intelligenz zu tun hat. Immer leiden diese Kinder unter den ausbleibenden Lernerfolgen und benötigen meist eine lerntherapeutische Behandlung, um wieder Freude am Lernen zu entwickeln.

Die Diagnose „Legasthenie“ kann nur nach einer ausführlichen, interdisziplinären Diagnostik gestellt werden.

Da häufig Zusammenhänge zur Sprachentwicklung und Sprachverarbeitung bestehen, sind Sie gerade in unserer Praxis richtig, da wir sowohl ein logopädisches als auch ein lerntherapeutisches Angebot vorhalten.

Bitte beachten Sie auch unsere Informationen unter LOGOthek-Lerntherapie.
Einen Link zur Website des „Bundesverband Legasthenie & Dyskalkulie e.V.“ finden Sie auf unserer Seite Links.

Mutismus

Beim s(elektiven) Mutismus handelt es sich um eine angstbedingte Kommunikationsstörung/ Sprechhemmung, die im Kindes-, Jugend- und Erwachsenalter auftreten kann. Dabei ist die Sprache erworben worden, d. h. der Betroffene hat die Fähigkeit zu sprechen, aber er tut es nur gegenüber einem bestimmten Personenkreis (z. B. der Familie). Dort sprechen die Kinder/Jugendlichen/Erwachsenen völlig frei und gelöst, während sie außerhalb ihres privaten Umfeldes schweigen und wie erstarrt wirken.

Es kann auch ein totaler Mutismus auftreten, bei dem die Betroffenen überhaupt gar nicht sprechen, obwohl die Sprech- und Hörfähigkeit intakt ist. Diese Form ist jedoch eher selten.

Eine direkte Ursache sowohl für den (s)elektiven als auch für den totalen Mutismus ist nicht bekannt.

In der Regel geht der Mutismus mit einem sozialen Rückzug einher, d.h. die Betroffenen scheuen den Kontakt zu anderen, ziehen sich zurück, sind lieber für sich allein.

In der Therapie geht es darum, dass die Patienten sich wieder sozial öffnen und eine Dialogfähigkeit und Alltagstauglichkeit erreicht wird. Der Aufbau einer therapeutischen Beziehung, in der sich der Betroffene sicher und angenommen fühlt, ist sehr wichtig. Die sprachlichen und sozialen Kompetenzen werden Schritt für Schritt ausgebaut. Dabei macht der Betroffene zunächst Geräusche oder sagt dem Therapeuten den Anfangsbuchstaben einer Bildkarte. Er äußert anschließend Silben, später Wörter, kurze und längere Sätze. Schließlich werden kleine Texte vorgelesen und der Übergang von der gelenkten Sprache in die ungelenkte bis zum freien Dialog erfolgt. Am Ende der Therapie werden außerhalb der Praxis konkrete Situationen geübt, die jahrelang von Angst besetzt waren und denen sich der Betroffene nun stellt (z. B. nach der Uhrzeit fragen oder ein Eis bestellen).
Die Eltern werden begleitend zur Therapie intensiv beraten und unterstützt. Ebenso wichtig sind Gespräche mit dem Umfeld der Betroffenen (Kindergarten, Schule, Ausbildungsbetrieb…)

Myofunktionelle Störung

Normalerweise saugen wir die Zunge beim Schlucken an den Gaumen an. Bei einer myofunktionellen Störung drückt die Zunge nach vorn gegen die Zähne. Weil sie das über 1000mal am Tag macht, können die Zähne oder sogar der ganze Kiefer allmählich verformt werden.

Eine myofunktionelle Störung erkennt man daran, dass der Mund meist offen ist, weshalb durch den Mund geatmet wird (oft auch nachts). Manchmal ruhen die oberen Frontzähne auf der Unterlippe und die Unterlippe ist häufig etwas dicker und nass. Die Zunge liegt in Ruhelage meist an oder sogar zwischen den Zahnreihen und übernimmt dieses Muster ebenso bei der Bildung einiger Laute (meist n, l, d, t, s und sch). Häufig gibt es Haltungsprobleme.

Wenn eine myofunktionelle Störung nicht behandelt wird, kann es zu dauerhaften Ausspracheproblemen, z. B. dem bekannten „Lispeln“, oder einer undeutlichen Sprechweise kommen. Zahn- und Kieferfehlstellungen und Kiefergelenksprobleme drohen langfristig auch nach einer kieferorthopädischen Behandlung. Manche Betroffene haben eine Missempfindung, einen „Kloß“ im Hals. Bei einer ausgeprägten Mundatmung treten verstärkt Erkältungskrankheiten auf.
Bei einer myofunktionelle Behandlung werden im Vorschulalter spielerisch die Wahrnehmung im Mundbereich, die Geschicklichkeit der Zunge und die richtige Lautbildung geübt. Später sind ein spezielles Schlucktraining, spannungsregulierende Übungen für den Mundbereich und den ganzen Körper, die weitere Verbesserung der Zischlautbildung und ggf. eine Atemschulung Inhalte der Therapie.

Poltern

Ein schnelles, überhastetes Sprechen, häufig mit Auslassungen, Vermischungen oder Wiederholungen von Lauten oder Silben, eine unrhythmische Sprechweise ohne angemessene Sprechmelodie, kennzeichnet die als Poltern bezeichnete Störung des Redeflusses.

Diese Menschen erleben ihr Sprechen oft gar nicht als gestört, sondern kommen in die Behandlung, weil Sie von Gesprächspartnern häufig nicht verstanden werden.
Übungen zur Verbesserung der Eigenwahrnehmung, sowie ein Training auf den Ebenen Aussprache, Stimmgebung und Sprechmelodie helfen dem Patienten, wieder unbelastet mit seinen Mitmenschen ins Gespräch zu kommen.

Sprachentwicklungsstörungen

Spätestens mit vier bis fünf Jahren ist die Laut- und Grammatikentwicklung komplett abgeschlossen. Das heißt, die Kinder sollten dann alle Sprachlaute und grammatischen Strukturen korrekt bilden können.

Eine Abweichung von der normalen Sprachentwicklung wird als Sprachentwicklungsstörung bezeichnet, wenn es zu zeitlichen Verzögerungen kommt (Rückstand zur durchschnittlichen Sprachentwicklung 6-12 Monate) und/ oder die Artikulation, der Wortschatz, die Grammatik, das Sprachverständnis, die Hörverarbeitung und die Erzählfähigkeit beeinträchtigt sind.

Wenn sich die Sprache nicht wie gewünscht entwickelt, sollte das Kind möglichst frühzeitig Unterstützung bekommen, damit wichtige Entwicklungsfenster noch offen sind und genutzt werden können und kein vermeidbarer weiterer Entwicklungsrückstand entsteht. Ein ggf. entstehendes Störungsbewusstsein kann so ebenfalls vermieden werden.

Spielerisch und mit viel Spaß werden die Kinder in der Behandlung individuell gefördert. Ihre Stärken werden genutzt, um Schwierigkeiten zu verringern. Die Therapiemethoden werden abhängig von Kind und Störungsbild gewählt, um einen positiven Verlauf der Behandlung zu gewährleisten. So kann es vorkommen, dass selbst Geschwisterkinder mit ähnlichem Problem, sehr unterschiedliche Wege zum Ziel beschreiten.

Die Elternberatung und die Mitarbeit der Eltern in der Therapie stellen einen weiteren Stützpfeiler der Kindertherapie dar, denn die Unterstützung zu Hause trägt maßgeblich zum Therapieerfolg bei. Ohne ausreichende Übung geht es nicht.

Sprechapraxie

Im Allgemeinen versteht man unter der Bezeichnung „Apraxie“ die Unfähigkeit, Körperteile zweckmäßig zu bewegen, obwohl keine Einschränkung der Wahrnehmung oder Bewegungsausführung vorliegt. Vielmehr liegt eine Störung der Bewegungsplanung zu Grunde, die durch einen Schlaganfall, Hirn- oder Nervenläsionen oder als Folge auftretender Demenz verursacht werden kann. Die Bezeichnung „Sprechapraxie“ bezieht sich dabei ausschließlich auf die Unfähigkeit, die sprechmotorischen Bewegungsmuster zu koordinieren. Suchbewegungen, Fehlversuche und Selbstkorrekturen kennzeichnen eine bestehende Sprechapraxie.
Obwohl der Betroffene genau weiß, was er sagen will, gelingt es ihm oft nicht, sich verständlich zu äußern.

Stimmstörung / Dysphonie

Eine Stimmstörung liegt vor, wenn Heiserkeit, eine verhauchte Stimme, Sprechanstrengung, Räusperzwang, Atemstörungen, Enge- oder Kloßgefühl im Hals und Kehlkopf, eine veränderte Sprechstimmlage oder eine eingeschränkte Belastbarkeit der Stimme auftreten. Es gibt organische, funktionelle, psychogene und hormonelle Stimmstörungen.

Häufig sind Berufssprecher wie Lehrer, Erzieher oder Call-Center-Mitarbeiter aufgrund einer Überlastung durch falschen Stimmgebrauch, zu viel und zu lautes Sprechen, aber auch Stress oder psychische Konflikte betroffen. Die Stimme kann auch durch falsche Singtechnik oder Überforderung in ihrer Klangqualität und Leistungsfähigkeit eingeschränkt sein. Unabhängig von der direkten Ursache der Stimmstörung ist Stimmgebung immer abhängig von vielen Faktoren. Die Haltung, Atmung und Körperspannung sind in der Regel mit beeinträchtigt. Es kommt zu Verspannungen im Schulter-Nacken-Kiefer-Bereich.

In der Stimmtherapie wird die Stimmfunktion so weit wie möglich wieder zur normalen Funktion und Belastbarkeit geführt. Eine ausschließliche Behandlung der Stimme ist nicht sinnvoll und im Grunde auch nicht möglich.

Auch bei Kindern können schon Stimmstörungen auftreten. Ob eine direkte Behandlung oder eher eine Beratung der Eltern nötig ist, sollte abhängig von der Ursache mit dem behandelnden Hals-Nasen-Ohren-Arzt geklärt werden. Die Therapie unterscheidet sich von der Behandlung erwachsener Patienten lediglich durch ihren spielerischen Aufbau. So werden Körperhaltung und –spannung, Atmung und Stimmgebung zum Beispiel im Rahmen eines Rollenspiels erlebt und verändert.

Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen kann es in der Pubertät zu Anpassungsproblemen der Stimmfunktion an die veränderten Gegebenheiten kommen. Diese Mutationsstimmstörungen sollten unbedingt behandelt werden, weil sie später neben allen oben genannten Problemen besonders auch zu psychischen Belastungen führen können, wenn das Absenken der Stimmlage nicht oder nur unzureichend gelingt.

Auch die Anpassung der Stimme bei Transsexualität findet in einer Stimmtherapie statt. Hierbei geht es nicht nur darum, die Stimmlage entsprechend anzupassen, sondern besonders die Merkmale weiblicher bzw. männlicher Stimmgebung und Sprechweise herauszuarbeiten und zu trainieren. Ohne zufriedenstellende Anpassung der Stimme kann kein vollständiger Wechsel zum wahren Geschlecht stattfinden.

Stottern

Stottern ist eine Störung des Redeflusses, die sich in Wiederholungen und Dehnungen von Silben und Sprachlauten und in Sprechblockaden äußert.
Meist treten zusätzlich noch Begleitsymptome wie Mitbewegungen der Gesichtsmuskeln oder das Vermeiden von Wörtern oder ganzer Sprechsituationen auf.

Echtes Stottern kann bereits mit dem Beginn des Spracherwerbs auftreten und muss durch eine gute Diagnostik vom sogenannten „physiologischen Stottern“, das kleine Kinder zeigen, wenn sie Wörter und Silben wiederholen, abgegrenzt werden.
Sowohl für Kinder, als auch für Erwachsene gibt es heute eine ganze Reihe gut untersuchter und wirksamer Therapiekonzepte, die alle das Ziel haben, die Sprechflüssigkeit zu verbessern und die emotionalen Folgen dieser Sprechstörung abzumildern.

Einen Link zur Website der „Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V.“ finden Sie unter unseren Links.

Hausbesuche

Für Patienten, die nicht selbstständig die Praxisräume erreichen können oder nicht transportfähig sind, besteht die Möglichkeit von Hausbesuchen, wenn diese ärztlich verordnet sind. Der behandelnde Logopäde hat dann die Chance, den Patienten in seiner individuellen Umgebung kennen zu lernen. Es kann manchmal vorkommen, dass der gesuchte Patient scheinbar „verschwunden“ ist und z. B. das schöne Wetter im Garten des Seniorenheims genießt.

Kleiner Tipp: Die Gartenanlagen von Seniorenheimen sind meistens einen Besuch wert! So soll es auch einmal vorgekommen sein, dass der singende Akkordeonspieler der Logopädin vorgezogen wurde. Aber: Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft…